Mehr europäischer Fintech-Erfolg ohne gleiche Wettbewerbsbedingungen unmöglich
Blanco fordert eine weitere Harmonisierung in Europa
Obwohl die Europäische Union in finanzieller Hinsicht ein einheitlicher Markt ist, gibt es auf nationaler Ebene viele Unterschiede in den Vorschriften für Banken und Fintech-Unternehmen. Infolgedessen kann Europa noch lange auf weitere Fintech-Erfolge warten, so Joost Walgemoed, CEO von Blanco.
Gold Plating und Unterschied in der Interpretation
„Der europäische Markt ist im Finanzbereich ein Ganzes: Der Austausch von Finanzmitteln zwischen allen EU-Ländern ist möglich und wird immer einfacher. Auch auf europäischer Ebene werden immer mehr Regelungen geschaffen. Allerdings gibt es auf der Ebene der Mitgliedsstaaten noch viele Unterschiede, wenn es um die Regulierung von Banken und Fintech-Unternehmen geht”, so Walgemoed.„Erstens gibt es ‚Goldplating’; nationale Gesetzgebung, die Regeln oder Bedingungen zu den europäischen Regeln hinzufügt. Dies untergräbt das Ziel der Schaffung eines europäischen Binnenmarktes, in dem Wettbewerbsvorteile erzielt werden können. Neben Goldplating gibt es auch Auslegungsunterschiede in Bezug auf die europäische Gesetzgebung. Nationale Regulierungsbehörden stellen den Marktteilnehmern Richtlinien und Empfehlungen zur Verfügung, die stark variieren können. Diese nationalen Auslegungsunterschiede sehen wir zum Beispiel beim MiFID II-Eignungs- und Angemessenheitstest und bei der Auslegung der Anti-Geldwäsche-Gesetze.”
Konsequenzen für Europa
Solange die Regeln für Finanzprodukte und ‑dienstleistungen in jedem europäischen Land unterschiedlich bleiben oder unterschiedlich ausgelegt werden, wird es für Fintechs und Banken schwierig sein, diese Produkte und Dienstleistungen in Europa auf skalierbare Weise anzubieten. Und das ist schade, denn diese Anbieter haben auch eine soziale Funktion: Sie bedienen die sogenannten Unbanked. In Europa haben etwa 37 Millionen Bürger keinen Zugang zu herkömmlichen Bankdienstleistungen. Viele Parteien können und wollen Finanzdienstleistungen wie Bankgeschäfte und Geldanlagen für jedermann zugänglich machen, doch dazu bedarf es einer europäischen Gesetzgebung, die einheitlich interpretiert und angewendet wird. Nur so kann ein Nährboden für noch mehr europäischen Fintech-Erfolg und damit für finanzielle Inklusion geschaffen werden.”